Anleitung für die Portraitfotografie – 7 wertvolle Tipps und Tricks

Portraitfotografie wird von vielen Hobby-Fotografen sowie von Anfängern als Meisterdisziplin angesehen und als schwierig aufgefasst. Nicht zuletzt benötigt man ein Modell, wenn man nicht immer nur sich selbst fotografieren möchte. Daran sollte man anfangs aber noch gar nicht denken. Wie man ins Thema Portrait hinein findet, wie sehr sich das Theoriestudium lohnt und welche einfachen Tricks es für professionell aussehende Fotografien von Menschen gibt, das haben wir im Folgenden zusammengefasst. Gern kann sich jeder die Liste mit eigenen Tricks für gelungene Portraits selbst ergänzen.

1. Einstellungen und Möglichkeiten der Kamera kennenlernen

Wie bei jeder anderen Fotografie fußt eine gelungene Portraitfotografie auch auf dem richtigen Umgang mit dem Equipment. Ob nun teure Spiegelreflexkamera oder Smartphone-Kamera mit kostenloser App: wer es ernst meint, kann aus jeder Kamera ein gutes Foto herausholen. Wichtig ist dabei – sowohl für den schnellen Schnappschuss als auch für das professionelle Shooting –, dass im richtigen Augenblick mit den richtigen Kameraeinstellungen „abgedrückt“ werden kann. Stimmen Licht, Gesichtsausdruck der zu fotografierenden Person und deren Pose, dann ist nichts schlimmer als wenn man die falsche Blende, die falsche Belichtungszeit oder den Makromodus aktiviert hat.

2. Portraitfotos von anderen studieren

Bei der Landschaftsfotografie haben wir das Studium von Fremdwerken nicht für den Anfang empfohlen, sondern eher das eigene Experimentieren. Bei Portraits gibt es aber so viele Details und Feinheiten, dass man sich damit durchaus schon vor der ersten eigenen Aufnahme auseinandersetzen kann. Im gleichen Schritt kann man dann auch schauen, wie dieses oder jenes überhaupt realisiert wurde. Hier ein paar Anhaltspunkte, wie das gemeint ist:

  • Mit welcher Blende muss ich ein Portrait fotografieren, damit eine hohe / niedrige Schärfentiefe erreicht wird?
  • Wie erhalte ich weiches Licht, welches das Gesicht des Modells von zwei Seiten in verschiedenen Farben beleuchtet?
  • Wie kann ich teures Zubehör günstig ersetzen (Reflektor statt Soft-Box, Farbfolien statt farbiger Leuchtmittel, etc.)?
  • Wie muss ich ein Foto nachbearbeiten, damit Sättigung, Kontrast, Lichter und Schatten so oder so aussehen?
  • Wie werden Emotionen in einem Portraitfoto vermittelt (Licht, Gesichtsausdruck, Pose, Kleidung und Accessoires, etc.)?

3. Aufnahmeort fürs Portraitfoto wählen

Mit einem Portraitfoto können verschiedene Aussagen getroffen und Ansprüche erfüllt werden. Will man beispielsweise die Persönlichkeit des Modells hervorheben, begibt man sich am besten in eine der Person vertraute bzw. liebgewonnene Umgebung. Für Kinder kann dies der Spielplatz sein, für Naturfreunde der Wald, für Partyfreunde ein bestimmtes Stadtviertel. Auch selbst sollte man sich fragen, bevor man Selbstportraits anfertigt, wo man sich am wohlsten fühlt bzw. wo die Lust nach dem Fotografieren am größten ist – zuhause, im Studio, in der Natur, in der Stadt oder auf dem Land?

Wichtig: Ist das Licht am ausgesuchten Ort ungünstig, kann mit Technik oder Reflektoren getrickst werden.

4. Portraitfoto aus dem richtigen Winkel schießen

Zur Komposition eines schönen und aussagekräftigen Portraitfotos gehört ganz oben auf der Checkliste der Blickwinkel. Möchte man eine einflussreiche, machtvolle und / oder bewunderungswürdige Person ablichten, dann tut man dies eher leicht von unten. Will man dementgegen Unsicherheit, Schwäche oder dergleichen ausdrücken, dann blickt man „von oben herab“. Eine komplett frontale Aufnahme vermittelt zudem Konzentration und Augenkontakt, in speziellen Fällen vielleicht auch Anspannung oder Angst. Lachende Personen und Modells, die anderweitig positive Regungen darstellen sollen, werden meist leicht seitlich abgelichtet.

5. Bildaufteilung in der Portraitfotografie

Wie im dritten Schritt schon aufgezeigt, ist nicht nur die Person als Hauptteil der Portraitfotografie wichtig, sondern auch der Hintergrund. Damit dessen Aussage nicht verloren geht, muss er ebenso in Szene gesetzt werden. Dabei kann man Aussagen, Gefühle und Empfindungen durch die Bildaufteilung kommunizieren. Was sagt es aus, wenn das Modell am Bildrand steht? Was empfindet der Betrachter, wenn das Modell in der Mitte steht? Und wie verändert sich die Aussage des Bildes, wenn mehr bzw. weniger Mensch als Hintergrund zu sehen ist. Vielleicht soll aber die Person als solche zu 100% im Vordergrund stehen. Dann kann sie vor einem einfarbigen bzw. vollkommen unscharfen Hintergrund so bildfüllend wie möglich fotografiert werden.

6. Zeit nehmen und freundlich kommunizieren

Wird das Hobby irgendwann zum Ernst oder beschäftigt man sich direkt aufgrund eines Berufswunschs mit dem Thema Fotografie, dann stehen irgendwann auch Shootings mit Unbekannten an. Hier sollte man nicht versuchen, die vorher vielleicht bis ins kleinste Detail ausgedachten Portrait-Ideen auf Biegen und Brechen umzusetzen. Man sollte das Modell kurz kennenlernen, für eine angenehme Atmosphäre sorgen und Ideen auf Augenhöhe besprechen. Im Idealfall bringt die zu fotografierende Person eigene Ideen ein, die das Endergebnis noch besser machen als vorher erdacht.

7. Ganz klar nach eigenen Befindlichkeiten fragen

Ob gebuchtes Modell für die Werbung, Foto eines Interviewpartners oder Portrait eines Familienmitglieds: es schadet nicht, die abzulichtende Person nach den eigenen Befindlichkeiten zu fragen. Mag sie etwas am eigenen Körper oder am aktuellen Outfit nicht? Sind irgendwelche Anweisungen unklar oder gibt es Anpassungswünsche? Vielleicht gibt es auch gerade Gedanken, die von der Aufgabe ablenken. In diesem Fall muss man nicht als starke Schulter oder Psychologe auftreten, kann aber dennoch höflich nachfragen und je nach Situation ein offenes Ohr / eine Pause anbieten.

Fazit zu Tipps und Tricks für die gelungene Portraitfotografie

Die Anleitung zur Portraitfotografie enthält bewusst nicht nur technische und zu 100% nur das Fotografieren betreffende Tipps und Tricks. Denn gerade im Foto-Genre, das sich am meisten mit den Menschen, ihren Emotionen und Befindlichkeiten auseinandersetzt, sollte man genau diese Faktoren des menschlichen Lebens mit offenen Augen beobachten. So lernt man von der Fotografie, auf Menschen zuzugehen. Und von der Kommunikation mit ihnen lernt man neue Herangehensweisen für bessere Portraitaufnahmen. Deshalb gilt hier, wie bei so vielen handwerklichen Hobbys und Berufen, der Leitsatz: Übung macht den Meister!